· 

"Nicht ich als Führungskraft stehe im Mittelpunkt des Teams, sondern das gesamte Team als Wunderteam."

Als Führungskraft und Digital Transformation Manager ist Frank Tiefel seit 20 Jahren in der Genossenschaftlichen Bankengruppe unterwegs. Auf seinen Stationen bei der PSD Bank Nürnberg, Fiducia IT AG, Volksbank Forchheim und jetzt wieder bei der PSD Bank Nürnberg stand immer die Arbeit am Mitarbeiter und Kunden im Mittelpunkt. Aktuell leitet er die Abteilung Organisationsentwicklung bei der PSD Bank Nürnberg eG. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Unternehmensentwicklung, das Projekt- und Prozessmanagement. Als besonderes Steckenpferd engagiert sich Frank Tiefel in der New Work Bewegung. Den Menschen einen Sinn vermitteln, was sie wirklich, wirklich wollen sowie eine stärkenorientierte Entwicklung der Mitarbeiter in einem kulturellen und werteorientierten Rahmen leiten sein tägliches Handeln.

 

Frank, Welche Empfehlung in Bezug auf Führung würdest du in das Lehrbuch jeder Nachwuchs-Führungskraft schreiben?

Für mich gibt es hierzu zunächst einen Glaubenssatz: „Ich muss die Arbeit mit Menschen mögen“. Diesen Satz als Frage stelle ich angehenden Führungskräften immer wieder und bin auf die jeweilige Antwort wirklich gespannt.

 

 Führung bedeutet für mich, mit den MitarbeiterInnen auf Augenhöhe zu agieren. So wie ich behandelt werden möchte, so behandele ich auch andere Menschen. Im Buch „Das unendliche Spiel“ von Simon Sinek habe ich folgenden Eintrag zur Führung gelesen, den ich so komplett unterschreibe und der ein Teil meines Führungsverständnisses darstellt: 


„Führungskräfte sind nicht für das Ergebnis verantwortlich, sondern für die Menschen, die das Ergebnis verantworten. Und es gibt keinen besseren Weg, die Leistung in einer Organisation zu steigern, als ein Umfeld zu schaffen, in dem Informationen ungehindert fließen, Fehler zugegeben und Hilfsangebote gemacht und akzeptiert werden können. Kurz, ein Umfeld, in dem sich Menschen miteinander sicher fühlen.“



 Mit diesem Satz ist für mich zur Führung sehr viel gesagt.

Welche Führungskraft mit der du selbst zusammengearbeitet hast war für dich die Beste? Was hat diese Führungskraft richtig gemacht?

Ich erinnere mich gerne an diese Zeit bei der FiduciaGAD zurück. Meine Führungskraft hat mir Vertrauen gegeben und Wertschätzung gezeigt. Gleichzeitig mich gelegentlich aus der Komfortzone herausgeholt und mich nach meinen Stärken eingesetzt. Bereits als neue Führungskraft durfte ich die Modulverantwortung im Kundenbindungsprojekt übernehmen.  Verbesserungen für die Kunden umzusetzen, an denen sich vorher schon Andere die Zähne ausgebissen hatten. Der berühmte Sprung ist kalte Wasser wurde zum Erfolg. Noch heute profitieren Kunden von den prozessualen Änderungen aus dem Jahr 2011.

Gleichzeitig war ich ein geschätzter Partner auf Augenhöhe. Natürlich hatten wir auch einige Meinungsverschiedenheiten. Diese wurden zwischen uns immer fair und im offenen Dialog geklärt. Vertrauen ist dabei die grundlegende Basis für ALLES. Vertrauen kommt von trauen, mir einen Rahmen zu geben, in dem ich mich frei bewegen und entfalten konnte. Neue Dinge auszuprobieren, Fehler machen zu können, daraus zu lernen und mein Produkt „Mitarbeiterführung“ immer weiter zu verbessern. Für all diese Erfahrungen bin ich noch heute sehr dankbar.

 

Ich selbst wähle mir bewusst auch meine MitarbeiterInnen danach aus, mit welchen meiner MitarbeiterInnen ich auch gerne zusammenarbeiten würde, wenn diese meine Führungskraft wären. Ich bin davon überzeugt, dass dies die richtige Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit legt.


"Ich selbst wähle mir bewusst auch meine MitarbeiterInnen danach aus, mit welchen meiner MitarbeiterInnen ich auch gerne zusammenarbeiten würde, wenn diese meine Führungskraft wären."



Wo Hast du bezüglich Führung besondere Inspiration gefunden, zum Beispiel von Rat gebenden Personen oder aus Büchern?

Führungspersönlichkeiten inspirieren mich. Ich treffe und unterhalte mich gerne mit echten Leadern. Aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen fehlen mir diese persönlichen Gespräche doch sehr. Da bleibt wieder mehr Zeit zum Lesen.

 

Zum Thema Führen beziehungsweise Leadership habe ich bereits sehr viele Bücher gelesen. Manche haben mich inspiriert, andere habe ich sofort wieder bei Seite gelegt. In den letzten Tagen habe ich das Buch „Zukunft Einfach Machen“ von Leonhard Zintl (www.leonhard-zintl.de) gelesen. Seine Gedanken aus dem Buch haben mich doch sehr beschäftigt. Er schreibt:

 

 

„[…] um Wunder zu machen, braucht es mehr als den einen Wundermacher am Anfang. Es braucht ein ganzes Wunderteam. […] Ein wertebasiertes Team aus engagierten Könnern, das mit Optimismus, Wertschätzung und Vertrauen ans Werk geht, ist die schlagkräftigste wirtschaftlichste Einheit überhaupt. […] Vom Mit-arbeiter zum Mit-gestalter.“


Genau darum geht es für mich in der dienenden Führung. Nicht ich als Führungskraft stehe im Mittelpunkt des Teams, sondern das gesamte Team als Wunderteam. Jeder ist gleich wertvoll, jeder hat einzigartige Stärken, wir schätzen uns gegenseitig und vertrauen uns. Ich kann mit Stolz und Demut sagen, dass ich aktuell einem so einzigartigen Wunderteam dienen darf.

Wie stellst du dabei sicher, dass deine Mitarbeitenden autonom und engagiert arbeiten und dabei die Freiheit nicht zu Lasten der Firma ausnutzen?

Seit ich Mitte 2016 zurück in die PSD Bank Nürnberg gekommen bin, arbeite ich sehr intensiv mit meinem Team an der Weiterentwicklung. Das Team hat sich seit dieser Zeit auch grundlegend verändert. Wir haben neue Mitarbeiter dazubekommen und Mitarbeiter verändert. Wir haben in verschiedenen internen Workshops unser Selbstverständnis als Team erarbeitet, unserer Arbeit damit einen Sinn gegeben. Das Team hat sich bis zum Jahr 2018 einen Reifegrad erarbeitet, der es uns ermöglicht hat, in unsere agile Transformation einzusteigen.

Nicht ich als Führungskraft habe die neue Arbeitsmethode vorgegeben, sondern das Team hat sich die Methode selbst gewählt. Das Team arbeitet jetzt in einer holokratischen Struktur, das heißt das Team entscheidet im Kollektiv. Ich als Führungskraft bin jetzt für das Team in einer neuen Rolle als #Sinnstifter und #Ermöglicher. Auch ich habe bei Entscheidungen eine Stimme und meine Argumente, jedoch nicht mehr Gewicht als die anderen Teammitglieder. In der Konsequenz bedeutet dies, wenn das Team entscheidet, wir gehen nach links, dann gehen wir nach links. Natürlich hätte ich ein Vetorecht, mir ist aber sehr bewusst, wenn ich dieses einsetzen würde, wäre das Team und unsere Organisationsform stark angeschlagen. In über eineinhalb Jahren musste ich noch nie dieses Vetorecht ziehen.


 "Das Team arbeitet jetzt in einer holokratischen Struktur, das heißt das Team entscheidet im Kollektiv. In über eineinhalb Jahren musste ich noch nie mein Vetorecht ziehen."



Mit der geänderten Organisationsform haben wir auch gleichzeitig unsere Zusammenarbeit auf eine agile Arbeitsweise umgestellt. Wir arbeiten jetzt in Sprints von jeweils 8 Wochen. Die Mitarbeiter planen ihre Aufgaben komplett eigenverantwortlich. Die Abstimmung mit dem Team und mir erfolgt in der Sprintplanung. Im Rahmen der Planung wird auch die Unterstützungsleistung und Zuarbeit durch die anderen Teammitglieder abgestimmt. Im nachfolgenden Sprint folgt die Umsetzung komplett selbstbestimmt. Die Mitarbeiter orientieren sich dabei an der Vision der PSD Bank Nürnberg und der Vision für die Abteilung Organisationsentwicklung, beziehungsweise den eigenen Zielvorgaben.  Diese sind bereits heute vollständig transparent, auch im Zielergebnis für die Mitarbeiter der gesamten Abteilung.

 

Vertrauen und Sinnvermittlung ist auch hier die tragende Säule für autonomes Arbeiten. Unser Zusammenarbeitsmodell hat sich gerade in der Corona-Pandemie-Zeit sehr bewährt. Das Team hat die letzten 9 Wochen komplett im Homeoffice gearbeitet. Die Qualität der Leistung und die Arbeitsergebnisse haben sich dadurch jedoch nicht geändert.

Kein Update auf Lookingatleadership.com verpassen

Wenn du über neue Updates informiert werden willst, melde dich hier zum Newsletter an.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0