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"In einem unbekümmerten Zustand ist man mutig, hoffnungsvoll und sieht viel mehr Chancen als Risiken."

Rudi Mantler, 45 Jahre alt, Ehemann und Vater von vier Söhnen. Er arbeitet als systemischer Coach und Personalleiter bei Mittwald CM Service. Das Thema Leadership auf Augenhöhe hat ihn schon „immer“ begleitet. Er zieht Kraft daraus, wenn er Menschen helfen kann, ihr Potenzial zu entfalten und sie somit in ihre Berufung kommen. Leiten heißt für ihn, Menschen zu begeistern, sodass sie gerne folgen.

 

Rudi, welche Führungskraft unter der du selbst gearbeitet hast, war für dich die Beste? Was hat diese Führungskraft richtig gemacht?

Vor 20 Jahren habe ich ein Jahr in einem College in England verbracht. Ein jüdischer Dozent von mir wurde in kürzester Zeit auch meine Vertrauensperson und mein Vorbild. In seiner Gegenwart fühlte ich mich komplett sicher, inspiriert und voller Mut. Was hat er getan? Eigentlich nichts Besonderes, außer dass er darüber sprach was er in mir sieht. Welche Stärken, aber auch welche Schwächen ihm auffallen. Er gab mir Buchtipps und hatte immer ein offenes Ohr für meine Sorgen, Gedanken und Ideen. Er machte mir stets Mut, Dinge auszuprobieren, auch wenn sie zum Scheitern verurteilt waren. Er war da um zu reflektieren. Er war da um Erfolge zu feiern. Dieser Mann, James Adams, war der erste Mensch der das in mir gesehen hat, was ich heute ausüben darf. Menschen leiten. Er hat die Potentiale und „Begabungen“ in mir gesehen, diese angesprochen und durch seine Art zu coachen gefördert. Das hat mich enorm ermutigt.

Welche Empfehlungen in Bezug auf Führung Möchtest du in das Lehrbuch jeder Nachwuchs-Führungskraft schreiben?

  • Sei Mutig.
  • Such Dir eine:n Mentor:in - einem Menschen, der dich und dein Handeln reflektiert.
  • Habe keine Angst vor Fehlern.
  • Behandele andere so wie Du selbst behandelt werden möchtest.
  • Vertraue Dir selbst, damit Du anderen vertrauen kannst.
  • Lass deine Mitarbeiter Helden sein. Es gewinnt der Coach,der die besten Spieler herausbringt und nicht der, der selbst der beste Spieler sein möchte.
  • Block dir Zeit, um regelmäßig die Zukunft zu gestalten. Leader sind Wegbereiter, die immer einen Schritt voraus sind und sich nicht im Tagesgeschäft verrennen.
  • Liebe dich selbst damit du andere lieben kannst.
  • Liebe was du tust – Hast du Leidenschaft für dein Thema? Aus welchen Motiven heraus möchtest du ein Leader sein?
  • Lerne, dich selbst zu managen, bevor du andere oder Projekte managest.
  • Seid ehrlich, verletzlich und authentisch – dann werden dir Menschen gerne folgen.
  • Habe Humor – Humor öffnet Herzen und Türen ;)
  • Sei unbekümmert, solange es geht.
  • Angst ist ein schlechter Ratgeber.

"Ich habe beobachtet, dass unsere Erfahrungen uns oft zeichnen und wir dann immer „kalkulatorischer“ werden. Wichtig ist es, Situationen und Erfahrungen immer gut zu reflektieren und zu verarbeiten, damit keine negativen Gedanken oder Muster zurückbleiben. In einem unbekümmerten Zustand ist man mutig, hoffnungsvoll und sieht viel mehr Chancen als Risiken. Man vertraut Menschen mehr und sieht generell das Positive!"



Warum liegt dir dabei das „unbekümmert“ sein so besonders am Herzen?

Ich habe beobachtet, dass unsere Erfahrungen uns oft zeichnen und wir dann immer „kalkulatorischer“ werden. Das kommt oft durch negative und/oder schmerzhafte Erfahrungen. Das ist ja auch ein Stück weit „normal“. Wichtig ist es, Situationen und Erfahrungen immer gut zu reflektieren und zu verarbeiten, damit keine negativen Gedanken oder Muster zurückbleiben. In einem unbekümmerten Zustand ist man mutig, hoffnungsvoll und sieht viel mehr Chancen als Risiken. Da kann viel Innovation entstehen. Man vertraut Menschen mehr und sieht generell das Positive!

Du sprichst von Leadern als „Wegbereiter, die immer einen Schritt voraus sind“. Wie gestaltet du dieses voraus sein für dich selbst?

Ich versuche mich 8 Stunden die Woche Woche (einen Arbeitstag) bewusst der Zukunftsgestaltung zu widmen. Und ich versuche seit diesem Jahr, mich mindestens einmal im Quartal einen ganzen Tag rauszuziehen um nachzudenken. Dazu bin ich bewusst nicht im Büro, sondern fahre an Orte, die mich inspirieren. Das kann die Natur sein oder auch Cafés oder Co-Working-Spaces in Großstädten.

Wie Stellst Du als Führungskraft sicher, dass Deine Mitarbeitenden autonom arbeiten und dabei Höchstleistung bringen?

Keine so einfache Frage ;)
Grundvoraussetzung ist Vertrauen. Ohne Vertrauen wird das nicht klappen. Hinzu kommt das Zielbild. Schaffe ich es in meinem Team Begeisterung für das große Ziele auszulösen? Wenn ja, hat es automatisch Magnetwirkung. Ist das Ziel nicht klar, fehlt eventuell ebenso die Motivation. Dann kommt es auf die persönliche Reife des Teams an. Haben sie Methoden und Tool-Koffer, um sich selbst und Projekte zu managen? Haben wir eine gesunde Feedback-Kultur? Wissen die MA sich wertgeschätzt?  Hat ihre Tätigkeit Bedeutung? Wie erleben sie ihr Mitwirken?

Ist die erlebte Bedeutsamkeit der Tätigkeit sehr hoch, steigt automatisch das affektive Commitment, die Person fühlt sich also emotional an das Unternehmen gebunden.
Und das Thema Fehlerkultur spielt eine wichtige Rolle. Dürfen Fehler gemacht werden? Wie werden Fehler gesehen? Wenn Fehler passieren ist es mir sehr wichtig, diese zu reflektieren. Natürlich sind sie ärgerlich, aber extrem hilfreich, wenn man daraus lernt. Lernt der:die Mitarbeiter:in aus den Fehlern, dann ist alles fein und er:sie bekommt alle Unterstützung die er:sie braucht. Lernt sie:er nicht und es entstehen Muster, dann habe ich ein Problem damit. Dann ist es wichtig herauszufinden, warum sie:er nicht lernt.


"Ich mache gute Erfahrung damit, Mitarbeitenden Vertrauen zu schenken, sie machen zu lassen und Erfolge auch für sich verbuchen zu lassen – auch wenn ich bei vielen Dingen vielleicht der Impulsgeber bin. "



Welche konkrete Maßnahme bzw. innere Haltung hat für dich sehr gut funktioniert, um die Motivation der Mitarbeitenden zu fördern und sich für den Erfolg der Firma zu engagieren?

Mitgestaltung, Vertrauen, Verantwortung und Perspektive.
Ich mache gute Erfahrung damit, Mitarbeitenden Vertrauen zu schenken, sie machen zu lassen und Erfolge auch für sich verbuchen zu lassen – auch wenn ich bei vielen Dingen vielleicht der Impulsgeber bin.
Ich schaue weniger auf Alter oder Bildung, sondern auf die persönliche Reife und welche sichtbaren Ergebnisse jemand schon ganz natürlich zeigt. Wenn jemand Verantwortung übernimmt, geht er ganz anders mit Themen um. Da erlebe ich oft sehr gute Dinge.
Zudem möchte sich jeder Mensch entwickeln. Bietet man als Führungskraft diesen Raum zur Entwicklung, wird man sehr loyale und äußerst engagierte Mitarbeitend im Unternehmen haben, denn nichts demotiviert mehr als Perspektivlosigkeit.

Nach welchen Eigenschaften Suchst du in deinen Mitarbeitenden und wie testest du darauf?

Ich schaue in erster Linie danach, ob sie Leidenschaft für das jeweilige Thema haben. Brennen sie dafür? Wollen sie sich und das Thema weiterentwickeln oder ist es „nur ein Job“?
Weiterhin habe ich für mich drei sogenannte „C´s“: Character – Competence – Chemistry
Diese drei müssen passen.
Bei den Charaktereigenschafter achte ich auf Authentizität, Loyalität, Leidenschaft aber auch auf den Mut, kritisches Feedback zu geben.
Die Kompetenz zum jeweiligen Thema darf nicht fehlen, ist aber niemals Prio 1. Eine 1.0 Masternote sagt noch nicht viel aus. Skills und fachliche Kompetenz kann man entwickeln.
Und zu guter Letzt muss die Chemie zwischen mir und der:dem Mitarbeitenden passen. Man muss schon gerne zusammen sein oder sich zumindest sehen. Andernfalls gibt es Störungen, die dann hinderlich im täglichen Umgang sein können.
Damit fahre ich persönlich seit vielen Jahren sehr gut.

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